ABOUT
In meiner Arbeit setze ich Klang als gleichwertiges, theatralisches Erzähl- und Stilmittel zu Bewegung, Sprache oder Bild ein. Erzählen durch Klang ist einzigartig und hoch aktuell; es eröffnet variantenreiche Denkräume, die es aus meiner Sicht heute braucht für ein gemeinsames Morgen.
Das Auge fokussiert, es wählt das Wesentliche aus, lässt anderes unscharf oder blendet es aus. Der Hörsinn hingegen geht nonstop in alle Richtungen und lässt Verschiedenes ko-existieren. Klang ist immateriell und schafft Räume, in denen wir erleben und empfinden können. Klänge leben nur kurz auf und ihr Nachhall ist oft ein innerlicher, denn mit jedem Klang entstehen individuelle Assoziationen. Das macht Klang als Erzählmittel wertvoll: Die Ambivalenz, die Einsicht, dass ein- und dasselbe für verschiedene Menschen etwas ganz anderes bedeuten kann.
Das Leben ist nicht immer eindeutig, es spielt sich oft in einem Dazwischen ab, wo der weitere Weg und die Orientierung nicht gleich gegeben sind. Mich zieht dieses «Uneindeutige» an, weil ich es als etwas sehr Lebendiges wahrnehme. In jeder Beziehung zu Menschen oder Dingen gibt es Sachen, die wir nicht wissen, die wir nicht verstehen. Es gibt Geheimnisse, Lücken, Widersprüche und Unerklärliches. Wer sich aber auf solch diffuse Zustände einlässt, wer diesen Kontrollverlust zulässt, dem eröffnen sich womöglich neue Einsichten und Ausblicke. Es entsteht ein Raum für Begegnung, in dem etwas Drittes, Neues entstehen kann oder wo eine Erinnerung in einen erweiterten Kontext tritt und neue Interpretationen zulässt.
Wie finde ich meinen Platz in einem reissenden Informationsstrom des Alltags? Wie finde ich Halt und auch Haltung, die auch das Verstehen des Nicht-Verstehens und das Wissen des Nicht-Wissens zulässt und miteinbezieht in meine Entscheidungen?
Meine Arbeit ist eine Einladung, Situationen des Alltags aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen. Sie eröffnet einen Erlebensraum, in dem wir fühlen und empfinden können. Was sind Begegnungen? Was und wo ist unser Miteinander? Wo grenzt sich das Individuelle ab und was ist das Kollektive? Wie können wir aus der eigenen Perspektive ein Gefühl fürs Gemeinsame entwickeln, eine eigene Sicht in einen kollektiven Bezug setzen, neben andere Realitäten und Gedanken? Wo und wie entsteht das Gemeinsame aller Unterschiede, Privilegien und Gefälle?
Zuhören verbindet Menschen und baut auf Empathie. Zuhören braucht Zeit: Jemandem oder einer Sache Zeit geben, heisst ihr Raum lassen. Raum in der eigenen Realität, im eigenen Raum. Es ist eine Essenz von Begegnung, von Entdeckung und der Möglichkeit zu Verständnis und Veränderung.
Dimitri de Perrot
BIOGRAFIE
Dimitri de Perrot begann seine künstlerische Karriere als DJ und Turntablist in den 1990er Jahren. Heute ist er ein international preisgekrönter Schweizer Klangkünstler, Musiker, Regisseur und Bühnenbildner, sowie Lehrbeauftragter an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK.Im Zentrum von Dimitri de Perrot’s Arbeiten steht die Erzählung durch und mit Klang an Schnittstellen von Theater, Musik und Bildender Kunst. Er kreiert szenische Skulpturen und Raumfüllende Klanginstallationen für Theaterräume, Museen und Orte der Öffentlichkeit. Ein Besonderes Augenmerk legt er dabei auf das Zusammenspiel zwischen dem Kunstwerk, der gegebenen Umgebung und dem Publikum. De Perrot hat über viele Jahre mit Tänzer:innen, Schauspieler:innen und Artist:innen gearbeitet, inszenierte Theater- und Musikprojekte und komponierte für Film und Theater.
Seine Produktionen und Kollaborationen tourten weltweit und wurden in renommierten Häusern und Festivals programmiert: Le Centquatre Paris, BAM New York (Brooklyn Academy of Music), Festival d'Avignon, Hong Kong Arts Centre, Zürcher Theater Spektakel, Gessnerallee Zürich, Théâtre Vidy-Lausanne, Barbican London, Romaeuropa Festival – Rom, Tokyo Metropolitan Theatre, Théâtre de la Ville - Paris, Museum Tinguely Basel, Schauspielhaus Zürich, Biennale Musiques en Scène Lyon, Hellerau - Europäisches Zentrum der Künste in Dresden, u.v.m.
De Perrot war Mitbegründer und Co-Leiter des Künstlerkollektivs MZdP (Metzger/Zimmermann/dePerrot, 1998-2005) und des Regie-Duos Zimmermann & de Perrot (2006-2017). Zusammen erfanden sie eine einzigartige und weltweit beachtete Form des physischen Theaters, die Musik, bildende Kunst, Tanz, Clownerie und modernen Zirkus miteinander verband. Aus diesen Gefässen entstanden zwei international tätige Produktionsbüros, mit deren Kreationen Dimitri de Perrot während fast zwei Jahrzehnten auf der Bühne stand.
Dimitri de Perrot gründete 2017 das Produktionsbüro Studio DdP. Er hat einen Exekutiv Master in Arts Administration (EMAA) von der Universität Zürich. Er ist «Artist in Residence» vom Le Centquatre – Paris und «Hauskünstler» der Gessnerallee Zürich (Stand Feb. 2023).
Dimitri de Perrot lebt in Zürich.
PREISE
2021 Schweizer Design Preis für NIEMANDSLAND2013 Foundation Heinz Spoerli Preis für Zimmermann & de Perrot
2011 Eidgenössischer Preis für Design in der Sparte Bühnenbild für Chouf Ouchouf
2011 Argus Angel Award - Brighton Festival für Chouf Ouchouf
2010 Eidgenössischer Preis für Design in der Sparte Bühnenbild für Öper Öpis
2010 Kulturförderpreis des Kantons Zürich für Zimmermann & de Perrot
2009 Schweizer Tanz- und Choreografiepreis für Öper Öpis
2008 Schweizer Innovations Preis der ATP für Gaff Aff
2008 Eidgenössischer Preis für Design in der Sparte Bühnenbild für Gaff Aff
2007 Prix Mimos – Festival int. du mime Périgueux für Gaff Aff
2005 «Werkjahr Musik» der Stadt Zürich im Bereich Pop / Rock / Jazz
2004 Ehrenpreis der Stadt Zürich im Bereich Tanz an das Künstlerkollektiv MZdP
2002 Preis für die beste Originalmusik für HOI - Kontakt Festival, Torun PL
2002 Preis für das beste Bühnenbild für HOI - Kontakt Festival, Torun PL
2001 Preis für die beste Originalmusik, GOPF - Kontakt Festival, Torun PL
2000 Publikumspreis für GOPF - Bitef - Belgrad Int. Theater Festival
1999 Gewinner des DJ Contest Treppstein - Cool
Photo © Augustin Rebetez